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Schraubertips zur XV 535 Virago

Schraubertips zur XV 535 Virago

Gabelöl und Gabelsimmeringe wechseln

Text: Thomas Goeddenhenrich

Der Gabelholm (Bild 1) besteht im wesentlichen aus drei Teilen: Tauchrohr, Standrohr und Dämpferstange.

Das Tauchrohr (im Kopf des Tauchrohres sitzt der Simmerring) ist das äußeres Gabelrohr (2)

Das Standrohr (ist am Lenkkopf mit zwei Schrauben festgeklemmt) ist das inneres Gabelrohr (3)

Die Dämpferstange (4) befindet sich im inneren der Gabelrohre und ist am unteren Ende des Tauchrohres mit einer Inbusschraube (13) gesichert. Das andere Ende gleitet mit einem Kolben und einer Rückstoßfeder (6) im Standrohr.

Verwendetes Werkzeug: Inbusschlüssel, Ringschlüssel, Schraubenzieher, falls erforderlich Klauenabzieher oder kleine Fräse, harter Rundholzstab (beispielsweise Buche, Durchmesser 20 mm)

Verwendetes Material: 2 neue Simmerringe, 0,5 l Gabelöl SAE 10W (228 cm3 pro Gabelholm)

Hin und wieder sollte ja das Gabelöl gewechselt werden (Yamaha schreibt bei der XV 535 Virago vor, so alle xxx km das Gabelöl zu wechseln). Wenn dann auch noch die Simmerringe (9) undicht sind, dann ist eine komplette Zerlegung der Gabelholme notwendig. Der Grund: um an die Simmerringe zu kommen muß das Tauchrohr (2) vom Standrohr (3) abgezogen werden. Das einfache Abziehen wird aber durch die angeschraubte Dämpferstange (4) verhindert. Also muß alles zerlegt werden. Aber bei dieser Gelegenheit können wir uns ja auch gleich um den Zusand der Gabelfedern (14) kümmern. Die freie Länge muß bei der XV 535 Virago mindestens 541,6 mm betragen.

Bei dieser Arbeit gibt es eigentlich nur drei etwas schwierigere Abschnitte, die ich gleich vorweg nennen will:

  1. die Druckplatte (15) steht noch unter einem Restfederdruck und muß erst unter einigem Kraftaufwand niedergedrückt werden um den Sicherungsring (17) zu entfernen. Hier hilft sofern vorhanden eine zweite Person oder auch ein Spanngurt, der über einen Bolzen Druck auf die Platte ausübt.
  2. die Dämpferstange (4) dreht sich beim Lösen der Befestigungsschraube normalerweise mit, wenn keine Federspannung mehr auf die Dämpferstange wirkt. Yamaha verwendet dafür ein Spezialwerkzeug. Wie es trotzdem ohne dieses Werkzeug gehen kann ist im Text beschrieben.
  3. die Simmerringe können bombenfest im Kopf des Tauchrohrs sitzen, so daß sie nur durch vorsichtiges anfräsen heraus zu bekommen sind.

Also erst mal das Vorderrad entlasten und ausbauen. Aufbocken an den vorderen Gabeln hat hier wenig Sinn, wir wollen sie ja möglicherweise ausbauen. Besser ist es, im Bereich der Lenkerbefestigung die Maschine mit Spanngurten hochzuheben. Also beispielsweise an der Garagendecke einen Schwerlasthaken anbringen und die Maschine mit Spanngurten daran hochziehen bis das Vorderrad entlastet ist.

Radausbau: Zuerst die Tachowelle abschrauben. Danach die Sicherungsschraube (19) am äußeren Gabelrohr lösen, dann kann die Radachse einfach herausgedreht werden. Das Rad vorsichtig nach unten gleiten lassen. Darauf achten, daß die Bremsscheibe im Bremssattel nicht verkanntet. Den Tachoantrieb und auf der anderen Seite das Distanzstück herausnehmen. Nun den Frontfender und den Bremssattel abschrauben.

Nun kann erst mal das alte Gabelöl abgelassen werden. Wenn danach der Gabelholm nicht zerlegt werden soll, dann reicht es die kleine Ablasschraube (20) zu öffnen und die Standrohre am oberen Ende zu öffnen (Ölauffangwanne nicht vergessen). Wenn die Gabel aber zerlegt werden muß um an den Simmerring zu kommen, dann bitte weiter unter Schritt 2 lesen.

Schritt 1: nur Gabelöl wechseln: dazu die Abdeckkappen (18) heraushebeln. Dann wird eine Druckplatte (15) sichtbar, die mit einem Federring (17) gesichert ist. Um den Sicherungsring heraushebeln zu können, muß zunächst die Druckplatte niedergedrückt werden. Das ist allerdings etwas mühsam, da die Gabelfeder noch mit einem ordentlichen Restdruck von unten gegen die Druckplatte drückt. Da die Druckplatte nur aus einfachem Blech besteht und die Abdeckkappen auch keine 100%ige Abdichtung gegen Feuchtigkeit bieten, kann zudem die Druckplatte noch angerostet sein. Dann erst mal ordentlich WD-40 einwirken lassen und vorsichtig mit einem passenden Rundholz und ein paar Hammerschlägen die Druckplatte anlösen. Nun mit dem kurzen Stück Rundholz und einem Spanngurt die Druckplatte etwas niederdrücken und dann den Sicherungsring heraushebeln. Nachdem nun die Druckplatte wieder entlastet wurde, kann man Druckplatte und Gabelfeder aus dem Gabelrohr ziehen. Nun die Ölablaßschraube öffnen und das alte Gabelöl herauslaufen lassen.

Da ja nur das Gabelöl gewechselt werden soll, kann die Ölablaßschraube wieder zugedreht werden. Dann die vorgeschriebene Menge (bei der XV 535 Virago 228 cm3) neues Gabelöl pro Holm oben mit einem Trichter in das geöffnete Rohr einfüllen. Dann Gabelfeder und Druckplatte einsetzen/eindrücken und mit dem Ring sichern. Etwas Fett dazugeben, um ein vorzeitiges Rosten der Druckplatte zu vermindern. Abschließend die Abdeckkappe wieder einsetzen.

Schritt 2: der Gabelholm soll zerlegt werden: dann muß in einer etwas anderen Reihenfolge vorgegangen werden, damit später das Tauchrohr vom Standrohr abgezogen werden kann. Dazu muß zunächst die Dämpferstange (4) im Tauchrohr gelöst werden. Die Dämpferstange wird mit einer Inbusschraube (13) am unteren Ende des Tauchrohres gehalten. Um die Inbusschraube zu lösen und ein Mitdrehen der Dämpferstange zu vermeiden sollte zunächst die Gabelfeder und die obere Druckplatte NICHT entfernt werden. Manchmal hilft nämlich der Federdruck, daß sich die Dämpferstange nicht mitdreht. Garantiert ist das aber nicht. Dreht sich die innere Dämpferstange nicht mit, dann kann die Inbusschraube und der Kupferdichtring (12) leicht entfernt werden. An die Ölwanne denken! Um auch ein Mitdrehen des Tauchrohres zu verhindern, kann man dabei die Radachse wieder einsetzen damit sie dann als Hebel dient.

Danach die obere Druckplatte wie unter Schritt 1 beschrieben lösen und die Gabelfeder herausnehmen. Durch mehrmaliges Pumpen des Tauchrohres über dem Standrohr das restliche Öl heraus befördern. Nun wäre eine gute Gelegenheit, die vorgeschriebene Mindestlänge der Gabelfeder von xxxmm zu überprüfen. Die Feder besteht übrigens aus einem enger gewickelten Abschnitt, der die Federwirkung auf den letzten Zentimetern härter macht. So wird vermieden, daß die Gabel beim heftigen Einfedern, z.B. beim Bremsen, zu früh auf Anschlag geht.

Hat sich die innere Dämpferstange doch mitgedreht, dann kann man nun versuchen ein Mitdrehen dadurch zu verhindern, indem man ein passendes hartes Rundholz (beispielsweise Buche, Durchmesser 20 mm, Länge 1 m) von oben durch die Öffnung im Standrohr in das freie Ende der Dämpferstange stramm eindreht. Yamaha verwendet hierfür allerdings ein Spezialwerkzeug: eine lange Stange mit einem speziellen Adapter am Ende. Also wenn alles nichts hilft, dann in einer Fachwerkstatt jemanden bitten die Teile aufzuschrauben. Bei mir hatte das aber schon mit dem Rundholz prima geklappt.

Ist die Dämpferstange frei, kann anschließend das Tauchrohr abgezogen werden. Zum Vorschein kommen dann die Dämpferstange, die über eine weitere Feder (6) noch im inneren des Standrohres hängt. Ein leicht konischer Aufnehmer (7) für die Dämpferstange liegt in der Regel noch am Boden des Tauchrohres oder hängt lose am Ende der Dämpferstange.

Der Simmerring (9) sitzt nun noch zusammen mit einer darunter liegenden Führungsbuchse (8) und einem Sicherungsring (10) im Kopf des Tauchrohres unter dem Abstreifer (11). Also zuerst den Abstreifer und dann den Sicherungsring heraushebeln. Dann den Simmerring entfernen. Letzteres hört sich leichter an, als es in Wirklichkeit ist. Meist sitzt der Simmerring bombenfest und kann auch durch vorsichtiges Hebeln nicht bewegt werden. Hier ist Geduld angesagt. Zuerst kann man versuchen, mit WD-40 das ganze gängiger zu machen und vorsichtig mit einem Schraubenzieher oder Montiereisen den Simmerring herauszuhebeln. Wenn das nicht klappt, dann mit einem Klauenabzieher versuchen den alten Simmerring herauszuziehen. Wenn das auch nicht funktioniert (so wie bei mir), dann kann man letztlich mit einer kleinen 12-V-Fräsbohrmaschine den Ring vorsichtig an einer Stelle durchfräsen um ihn dann danach nach innen zu biegen (das klappt immer).

Neuen Simmerring wieder in den Kopf des Gabelrohrs einpressen (dazu am besten ein Rohr mit passendem Durchmesser auf den Simmerring setzen und mit leichten Hammerschlägen den Ring hineintreiben). Die Lippen am Simmerring müssen übrigens in das Gabelrohr zeigen.

Bevor nun in umgekehrter Reihenfolge der Gabelholm wieder zusammenbaut, bitte die Oberfläche des Standrohres auf Beschädigungen überprüfen, insbesondere der Bereich der mit dem Simmerring in Kontakt kommt. Zum Schluß die vorgeschriebene Menge (bei der XV 535 Virago 228 cm3) neues Gabelöl pro Holm mit einem Trichter einfüllen.

Zeichnung: Yamaha of Troy

XV 535 Virago, Teleskopgabel

Bild 1: Aufbau Teleskopgabel XV 535 Virago

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