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Schraubertips zur XV 535 Virago

Schraubertips zur XV 535 Virago

Reifen wechseln

Text: Thomas Goeddenhenrich

Wann wird ein Reifenwechsel fällig? — Na spätestens, wenn die vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1,6 mm nicht mehr gegeben ist. Aber selbst wenn die Mindestprofiltiefe noch vorhanden ist, ist bei einem 6 Jahre oder noch älteren Reifen doch fraglich, ob dieser Reifen noch den gleichen Grip aufweist wie ein neuer Reifen. Reifen altern schließlich aufgrund physikalischer und chemischer Prozesse: Luftsauerstoff, Licht und die sich verflüchtigenden Weichmacher machen das Gummi härter. Also lieber so einen alten Schlappen ebenfalls wechseln, auch wenn noch genug Profil drauf ist. Je nach Zustand sollte bei der Gelegenheit auch der Schlauch ausgetauscht werden.

Welche Reifengröße von welchem Reifenhersteller und welchen Typ soll ich aufziehen? Die Reifengröße ist im Fahrzeugschein unter Punkt 20 und 21 vermerkt. Eventuell ist dort auch eine spezielle Marke aufgeführt. Andernfalls kann man sich in diversen Testberichten informieren, welche Reifekombination von welchem Hersteller auf der eigenen Maschine die optimalen Laufeigenschaften aufweist. Und schließlich ist ja auch noch der Preis entscheidend. Ich persönlich habe mich bei der XV 535 Virago für die Bridgestone-Kombination (vorne 3.00-19 49 S Mag Mopus L 303, hinten 140/90-15 70 S Exedra G 524) entschieden da die laut der Zeitschrift Motorrad, 1996, Heft 13 wohl die besten Testergebnisse geliefert haben. Kosten beispielsweise beim Reifenversand nur 53 € plus 75 €. Mein Reifenhändler vor Ort wollte inklusive Auswuchten und Montieren dafür 200 € sehen.

Also spart man schon mal rund 70 € wenn man die Reifen selbst wechselt und auswuchtet. Das Geld kann man dann lieber in Werkzeug und Material investieren: zwei kleine Montiereisen, ein großes Montiereisen (zusammen etwa 15 €), etwas Vaseline (ein Fettstift oder Flüssigseife tut’s auch), Trimmblei und ein Auswuchtgerät. Letzteres bekommt man bei diversen Motorradversandhäusern (beispielsweise bei Louis für 45 €) oder man bastelt es sich selbst. Es ist einfach nur ein U-förmiges Gestell mit jeweils zwei Kugellagern an den Enden zur reibungsfreien Auflage der Drehachse. Wenn man also öfter die Reifen selbst wechselt, spart das eine Menge Kohle.

Nun zum Reifenwechsel: zuerst muß das Rad natürlich ausgebaut werden. Beim Vorderrad dazu die Tachowelle abschrauben. Danach die Sicherungsschraube an unteren Ende der Gabel lösen, erst dann kann die Radachse herausgedreht werden. Das Rad vorsichtig nach unten gleiten lassen. Darauf achten, daß die Bremsscheibe im Bremssattel nicht verkanntet. Den Tachoantrieb, und auf der anderen Seite das Distanzstück herausnehmen. Zwischen die Bremsbacken etwas Distanzmaterial schieben, beispielsweise ein Holzbrettchen in der Dicke der Bremsscheibe, um ein versehentliches Zusammendrücken der Bremsbeläge zu verhindern.

Nach dem das Rad ausgebaut und die Luft abgelassen wurde, muß zunächst der Reifen vom Felgenrand in die Vertiefung des Felgenbetts gedrückt werden. Wem das von Hand nicht gelingt, der kann auch Schraubzwingen zur Hilfe nehmen oder sich auf den Reifenrand stellen. Aber Vorsicht, daß die Bremsscheibe keinem einseitigen Druck ausgesetzt wird.

Nun den Reifenwulst mit Vaseline bestreichen (man kann auch Flüssigseife verwenden) damit der Wulst besser über den Felgenrand flutsch. Zunächst mit einem Montiereisen später mit einem zweiten Eisen, den Wulst über den Felgenrand hebeln. Zum Schutz der Felge kann man etwas PVC zwischen Felgenrand und Montiereisen legen. Nun muß man sich rund um die Felge arbeiten bis der erste Wulst aus der Felge raus ist. Hilfreich ist eine zweite Person die einem die zwei kleineren Montierhebel festhält, damit der Wulst nicht wieder zurück auf die Felge flutscht. Danach den zweiten Felgenwulst über den Felgenrand hebeln.

Nachdem der Reifen von der Felge ist, wird erst einmal der Schlauch und auch der schützende Gummigurt, der im Felgenbett auf den Felgennippeln liegt, inspiziert. Dann gegebenenfalls das Felgeninnere noch von Rost und Schmutzablagerungen säubern. Dann den neuen Reifen, ebenfalls an der Wulst rundum mit Vaseline bestreichen und die Felge zur Hälfte in den Reifen setzen. Wichtig, bei einigen Reifen mit asymmetrischer Profilgestaltung auf den Laufrichtungspfeil achten! Dann die beiden Wulstenden, die noch nicht über den Felgenrand gewuchtet sind, und jeweils mit einem kleinen Montiereisen gehalten werden, mit dem großen Montiereisen über den Rand herüber hebeln. Auch hier ist eine zweite Person hilfreich die jeweils die beiden kleinen Montiereisen festhält, so daß man selbst mit dem größeren Montiereisen besser hebeln kann.

Nun erst mal den neuen Schlauch einziehen. Wir fangen dazu beim Ventil an und versuchen den Schlauch möglichst dabei nicht zu verdrehen. Dann erst mal den Schlauch ganz leicht aufpumpen um mögliche Falten heraus zu drücken.

Anschließend den zweiten Reifenwulst genauso in die Felge hebeln. Wenn es zu schwer zu hebeln geht, dann liegt wahrscheinlich ein Teil des Reifens der sich schon auf der Felge befindet, nicht in der Vertiefung des Felgenbetts sondern am Felgenrand. Eventuell ist ja auch der Schlauch zu fest aufgepumpt. Kontrollieren und gegebenenfalls etwas Luft ablassen und den Reifen wieder in das Felgenbett drücken.

Befindet sich der neue Reifen wieder auf der Felge wird er erstmal aufgepumpt. Ruhig auf 3 bis 4 bar Reifendruck aufpumpen damit sich der Reifenwulst überall gleichmäßig auf den Felgenrand setzt. Dann den geforderten Reifendruck von etwa 2 bar einstellen.

Am Schlauchventil befindet sich zusätzlich zur Ventilkappe noch eine Sicherungsmutter. Diese wird fälschlicherweise meistens zur Befestigung des Ventils an der Felge verwendet. Davon ist abzuraten. Der Grund: der Schlauch kann in der Felge aus verschiedenen Gründen wandern. Wenn nun das Ventil angeschraubt ist, wird möglicherweise der Schlauch vom Ventil abgerissen. Ist aber das Ventil nicht angeschraubt, dann erkennt man dies schon im Ansatz durch einen Schrägsitz des Ventils und kann hier korrigierend eingreifen. Also lieber diese Befestigungsmutter zur Sicherung der Ventilkappe verwenden (gegen die Ventilkappe schrauben und diese damit kontern).

Nun muß noch das Rad ausgewuchtet werden. Dazu am besten statisch auswuchten mit obigem U-förmigen Auswuchtgerät. Statisch läßt sich ein Rad so sehr genau auf wenige Gramm auswuchten. Das Rad mit der passenden Achse auf die Kugellager des Auswuchtgerätes legen. Der schwerere Teil des Rades dreht sich dann, der Schwerkraft folgend, nach unten. Oben dann etwas Blei an die Speichen klemmen oder auf die Felge kleben. Bei der benötigten Menge Blei ist sicher etwas Erfahrung hilfreich, ansonsten einfach solange ausprobieren bis das Rad nach leichtem andrehen in jeder beliebigen Position zum Stillstand kommt.

Wer es ganz genau machen will, der fährt erst einige Kilometer mit dem neuen Rad so daß sich der Reifen erstmal so richtig auf die Felge setzt, baut dann das Rad nochmals aus und wuchtet erst dann aus.

Achtung

Vorsicht, die Oberfläche eines fabrikneuen Reifens ist glatt und schmierig und muß erst mal aufgerauht werden, um den richtigen Grip zu entfalten. Ein kontrolliertes Einfahren der gesamten Lauffläche ist deshalb unerläßlich.

Wohin mit den Altreifen? Einfach mal einen Bauern fragen ob der nicht noch gerne einen Reifen zur Befestigung seiner Plane für den Silo haben will.

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